Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
Das Buschwindröschen ist eine Pflanze aus der familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).
Blütenbeschreibung:
Gewöhnlich entwickelt das Buschwindröschen nur eine Blüte (selten zwei) pro Pflanzenexemplar. Der Blütenstiel entspringt der Vereinigung der drei Hochblätter und ist mit zahlreichen kleinen nach oben gekrümmten Haaren besetzt. Die Blüte enthält sechs bis acht (selten: zwölf) weiße, außen leicht rosa getönte Perigonblätter. Sie sind in zwei Kreisen angeordnet. Sie bilden eine länglich-elliptische Form aus. Die Blütenblattspitze ist gewöhnlich gerundet, gelegentlich jedoch auch leicht eingekerbt. Zahlreiche Staubblätter mit weißen Staubfäden und gelben Staubbeuteln umgeben etwa 10 bis 20 unverwachsene, längliche und flaumig behaarte Fruchtblätter. Diese sitzen der leicht gewölbten Blütenachse auf und gehen in einen kurzen und aufwärts gebogenen Griffel über. Die Blütezeit reicht von März bis in den Mai hinein.
Pflanzenbeschreibung:
Das Buschwindröschen wächst als vorsommergrüne, ausdauernde, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 11 bis 25 Zentimetern. Als Speicher- und Überdauerungsorgan dient ein unterirdisches, etwa 30 Zentimeter langes, kriechendes Rhizom. Es setzt an seinem einen Ende das Wachstum fort und bildet die Sprossknospe, stirbt am anderen Ende jedoch ab. Das Rhizom verzweigt sich sympodial. Die endständige Sprossknospe entspringt einer Schuppe. Erst nach der Blütezeit wird ein gestieltes, fingerförmiges Grundblatt ausgebildet.
Frucht:
Analog zur Anzahl der befruchteten Fruchtblätter entwickeln sich in einer Sammelfrucht Nüsschen. Die einsamigen Nüsschen sind dicht kurz borstig behaart.
Fortpflanzung:
Blütenökologisch handelt es sich um „Pollen-Scheibenblumen“. Die Weißfärbung der einfachen Blütenhülle, des Perigons, wird durch Totalreflexion des Lichts an den Grenzflächen zwischen den Zellen und den lufterfüllten Interzellularräumen hervorgerufen. Für die Blütenbesucher ist die starke UV-Absorption wichtig, die das Perigon dunkel erscheinen lässt. Bestäuber sind verschiedene Insekten. Ein intensiverer Blütenbesuch wird allerdings selten beobachtet. Es kann auch Selbstbestäubung erfolgen.
Die Blüten sind nachts und bei kühler Witterung aufgrund von Wachstumsbewegungen verschlossen; dabei wächst die Außenseite des Blütenblatts bei niedrigen Temperaturen schneller als die Oberseite. Der Blühbeginn des Buschwindröschens gilt als das Einsetzen des Erstfrühlings.
Die Fruchtstiele sind zur Fruchtzeit nach unten gerichtet. Dadurch werden eine Schwerkraftausbreitung und eine Ausbreitung durch Ameisen ermöglicht. Letzteres wird unterstützt durch die sehr kurzen, dicken, als Elaiosom dienenden Früchtchenstiele. Die Fruchtreife erfolgt bereits im Mai. Der Embryo besteht daher zunächst nur aus wenigen Zellen. Das Buschwindröschen ist ein Licht- und Frostkeimer.
Die vegetative Vermehrung erfolgt durch Verzweigung des Rhizoms. Nicht selten gehören über 100 Blütentriebe zu einem Pflanzenexemplar (Klon).
Standorte:
Das Verbreitungsgebiet umfasst vor allem das eher atlantisch bis subkontinental geprägte westliche und mittlere Europa sowie Teile Asiens von der Ebene bis ins Gebirge (in Österreich bis 2000 Meter NN). In den Allgäuer Alpen steigt es fast bis zu 2000 Metern Meereshöhe auf. Deutschland ist bis auf die Küstenmarschen und ähnlich waldfreie Landschaften weitgehend geschlossen besiedelt.
Das Buschwindröschen ist ein typischer Frühjahrsgeophyt (Frühblüher), der die Krautschicht in Wäldern bildet, während die Bäume im Frühling noch kein Laub tragen. Da das Buschwindröschen hohe Lichtansprüche hat, findet der gesamte Lebenszyklus der Pflanze im Frühjahr statt. Oft werden große Flächen von dieser gesellig wachsenden Art eingenommen und mit einem weißen Blütenteppich bedeckt. Es werden mäßig frische bis feuchte, nährstoffreiche, tiefgründige, lehmige Mullböden in sommergrünen Laubwäldern (z. B. Buchen-Mischwäldern, Eichen-Hainbuchenwäldern, Hartholzauwäldern), in Schlehengebüschen sowie sekundär in mageren Glatthaferwiesen besiedelt. Es ist eine Charakterart der Buchen- und sommergrünen Eichenwälder Europas (Klasse Querco-Fagetea). Das Buschwindröschen gilt als ökologisch mäßig anspruchsvoll hinsichtlich der Standortgegebenheiten; es verhält sich etwas indifferenter als das Gelbe Windröschen, mit dem es syntop vorkommen kann.
Treten das Gelbe Windröschen und das Buschwindröschen im selben Habitat auf, kommt es in seltenen Fällen zu Hybriden mit einer blassgelben Blütenfarbe. Die Hybride trägt den botanischen Namen Anemone × seemenii. Synonyme Bezeichnungen sind Anemone × intermedia (Bastard-Windröschen) oder Anemone × lipsiensis (Leipziger Windröschen). Unter letzterer Bezeichnung, die auf mehrere Vorkommen in der Nähe von Leipzig zurückgeht, ist die Pflanze auch im Gartenhandel erhältlich.
Im Garten gedeiht das Buschwindröschen am besten an ungestörten Plätzen unterhalb von Gehölzen. Als Pflege ist eine gelegentliche Humusgabe ausreichend. Jede bodenbearbeitende Maßnahme stört die Pflanze in ihrer Entwicklung.
Giftigkeit:
Alle Pflanzenteile sind giftig. Hauptwirkstoff ist das Protoanemonin, welches beim Trocknen zum unwirksamen Anemonin umgesetzt wird, und weitere unbekannte Giftstoffe.
Wissenswertes:
Im Kapitel Sanickel seines Kleinen Destillierbuchs vom Jahre 1500 erwähnte Hieronymus Brunschwig erstmals das Buschwindröschen. Er nannte es „regen würmlin“. Es wachse im Mai mit weißen Blüten und sei bald wieder verschwunden.[ Nachdem Vitus Auslasser 1479 das Buschwindröschen und das gelbe Buschwindröschen grob skizziert hatte, bildete Hans Weiditz das Buschwindröschen 1532 im deutschen Kräuterbuch des Otto Brunfels naturgetreu ab. Dort wurde es „ein vnbekant waldtkraut“ genannt.
Hieronymus Bock beschrieb das Buschwindröschen 1539 in seinem Kräuterbuch als „dritten Hanenfuß oder weißen Ranunculus“:
„… Der drit Hanenfůß oder wieſs Ramunculus / wachßt in den wälden / iſt zerſpalten wie der ander Hanenfůß oder ſchier wie Sanickel ſchwartz grün. Gewint in der mitten des blats auff eym ſtengel im anfang des Apprillen / eyn eintzige wieſs leibfarbe blům / wie eyn blům von eym apffel baum. Die wurtzel iſt zwerch geflochten im grundt eyns rocken halms dick. Brent vnd rumpfft die zung wie der obgemelte Hanenfůß. … Von den namen. … Den dritten Ramunculum in den wälden nent man Apprillen blůmen.“
In seinem im Jahre 1542 erschienenen lateinischen Kreuterbuch führte Leonhart Fuchs die Art unter dem schwäbischen Namen «Weiß waldhenle» (= Weißes Waldhähnlein; Ranunculi quarta species lactea =Buschwindröschen) zusammen mit «Gelbß waldhenle» (Anemone ranunculoides; Ranunculi quarta species lutea = Gelbes Windröschen) unter der Gruppe der Hahnenfüsse (Ranunculus), was auch heute noch als richtig erkannt gelten kann (Zugehörigkeit zur Familie Hahnenfußgewächse). Die Verwendung des Wortes Hähnlein hat sich heute noch als «Berghähnlein» bei der verwandten Art Narzissen-Windröschen (Anemone narcissiflora) erhalten.
Quelle: Wikipedia