Der Eisbär - Ursus (arctos) maritimus
Der Eisbär ist eine häufig als eigene Art betrachtete Spezies der Gattung Bären (Ursus maritimus), wobei Hybride zwischen Eisbär und Braunbär auch in freier Natur vorkommen. Da diese selbst fruchtbar sind, erfüllt der Eisbär damit nicht die klassische Definition einer eigenen Art und wird daher auch als Unterart des Braunbären angesehen (dann: Ursus arctos maritimus).
Die Separation vom Braunbären als eigene Art bzw. Unterart wird auf 140.000 bis eine knappe Million Jahre datiert. Als eigene Art gerechnet, ist er eine von 8 Arten der Großbären, welche allesamt zu den Raubtieren (Carnivora) gerechnet werden. Während die anderen Arten sich jedoch zu einem überwiegenden Teil von Pflanzen etc. ernähren, ist der Eisbär in seiner Nahrung hochspezialisiert: er ernährt sich überwiegend von Robben, welche er am Festland bzw. auf dem Eis gut jagen kann.
Diese Nahrungsspezialisierung ist für einen Großteil der Besonderheiten des Eisbärs verantwortlich:
- Lebensraum: Der Eisbär lebt einzelgängerisch und überwiegend tagaktiv [besonders in den Morgenstunden] in arktischen Regionen rings um den Nordpol (Alaska*, Kanada*, Russland, Spitzbergen und Grönland*) bei im Winter Durchschnittstemperaturen von -30°C. Sein südlichstes Habitat ist die Hudson Bay in Kanada, in welchem etwa 60% der weltweiten Eisbärpopulation lebt.
Die Wasserfläche, welche größer als die Bundesrepublik Deutschland ist wird von vielen Süßwasserzuflüssen gespeist und liegt relativ geschützt vor schneller Durchmischung mit dem übrigen Meerwasser. Ein damit relativ niedriger Salzgehalt führt zu einem vergleichsweise hoch liegendem Gefrierpunkt, so dass auch hier unter dem kalten Nordwestwind die Wasserfläche komplett zufrieren kann. Die hier lebenden Eisbären warten vor dem Winter im Nordwesten auf die hier beginnenden Eisschollen, um dann auf diesen zu wandern und zu jagen. An Land sind sie den Robben überlegen. Gerne warten sie an deren Luftlöchern darauf, dass diese auftauchen müssen, jedoch sind sie dank eines hervorragenden Gehörs und einem Geruchssinn, welcher den von Hunden noch einmal deutlich übertrifft auch in der Lage, Robben in Höhlen unter der Eisdecke zu orten und zu attackieren. Obwohl sie gute Schwimmer sind, sind sie mit ihren Geschwindigkeit von 10km/h beim Schwimmen den Robben im Wasser unterlegen. Die Schwimmfähigkeit brauchen sie jedoch zunehmend, wenn die Eisschollen unerwartet früh schmelzen. Gegen Ende des Winters verlassen sie die Eisfläche gegen Süden. Hier sind sie auf Beeren, Seegras, kleine Säuger, Aas und Fische angewiesen.
Der Eisbär verliert in diesen Phasen pro Tag rund 1kg Körpergewicht, da er vieles hiervon nicht adäquat verdauen kann, und teils unverdaut ausscheidet.
Winterschlaf gibt es bei Eisbären nicht. In den Fastenzeiten reguliert der Eisbär jedoch beim Rasten seinen Stoffwechsel deutlich herunter. Von den auf dem ganzjährigem Packeis am Nordpolen lebende Eisbären verbleiben vor allem die Männchen auf dem Eis und ziehen im Sommer weiter Richtung Norden, Weibchen verlassen es ggf., um zur Geburt und Aufzucht der Jungen eine Höhle zu graben und aufzusuchen. Im Winter folgen Eisbären dem gefrierenden Packeis Richtung Süden, da ihre Beutetiere im hier dünneren Eis den Anschluss ans fischreiche Wasser suchen.
- Anatomie: Der Eisbär ist zusammen mit dem Kodiakbären das größte Landraubtier der Welt. Das Gewicht liegt bei ♂ 300-655kg (selten bis zu 800kg) bzw. ♀ 200-285kg. Dies führt zu einem für das eisige Habitat günstigem Oberflächen-Volumenverhältnis. Die Ohren und der Schwanz des Eisbären sind klein, Haare des Fells sind hohl und reflektierend, so dass sie eine Wärmeabstrahlung bestmöglich vermeiden. Weiter haben Eisbären eine bis zu 10cm dicke, isolierende Unterhautfettgewebeschicht. Mund, Zunge und die unter dem Fell gelegene Haut des adulten Eisbären sind ebenso wie die Nase dunkel.
Die Pranken haben fünf nicht einziehbare Krallen, sind auch auf der Unterseite großteils behaart und die vorderen beiden haben Schwimmhäute. Generell sind sie großflächig, um das Gewicht des Eisbären auch auf dünnerem Eis breit zu verteilen.
Der Kopf ist im Vergleich relativ klein, die Stirn fliehend, der Hals hingegen ist auffällig lang. Der bei Braunbären typische Schulterhöcker kommt bei ihnen nicht vor.
Da sie fast ausschließliche Fleischfresser sind, sind ihre Backenzähne schartiger und schärfer als die Mahlzähne anderer Großbärenarten.
Der Geschlechterdimorphismus ist nur gering ausgebildet. Männchen zeigen eine generell stärkere Statur und sind größer als Weibchen. GPS-Sendehalsbänder sind bei ihnen aufgrund des den Kopfumfang übersteigenden Halsdurchmessers zu Forschungszwecken nicht einsetzbar.
Männliche Eisbären zeigen bei Aufeinandertreffen mit anderen Männchen ein soziales Verhalten, Kämpfe sind zumeist gutmütiger Natur, können jedoch in der Konkurrenz um ein Weibchen auch heftiger ausfallen, wobei die gute Isolation des Eisbären durch Überhitzung und damit zum wiederholten Kampfabbruch führen kann.
Eisbärweibchen sind etwa alle 3 Jahre paarungsbereit. Der Eisprung erfolgt nicht spontan, sondern wird sexuell induziert. Bei Nahrungsknappheit wird das sich mit deutlicher Verzögerung einnistende Ei wieder zurückgebildet und eine Schwangerschaft verhindert. 2/3 aller Geburten sind Zwillingsgeburten, der Rest sind überwiegend Einzelgeburten. Die hohe Mortalität junger Eisbären wird überwiegend durch Nahrungsmangel verursacht.
Die Lebenserwartung liegt bei rund 20-30 Jahren in freier Wildbahn. Der Bestand wird weltweit auf rund 20.000 bis 25.000 Tiere geschätzt. In den USA und Grönland ist die Jagd auf Eisbären indigenen Völkern erlaubt, in Kanada können diese die Lizenz hierzu teils veräußern - so dass es hier auch Trophäenjagd gibt. Hierbei werden jährlich rund 750 Bären legal getötet, davon ~500 in Kanada.
Eine weitere bedeutende Bedrohung für den Eisbären ist die Klimaerwärmung, welche zu einem Abnehmen der Packeisfläche und damit des Lebensraums der Eisbären und dessen Beutetiere führt. In der Hudson Bay führ die Klimaerwärmung bereits zu immer kürzer werdenden Zeitspannen, in der die Bucht gefroren und damit für den Eisbären als Jagdrevier zur Verfügung steht.
In den Zeiten der Nahrungsknappheit suchen Eisbären daher gehäuft in menschlichen Siedlungen vor allem in Müll nach Nahrung. Hieraus resultieren gefährliche Situationen, welche in Churchill an der Hudson Bay zur Einrichtung einer durchgehend besetzten Hotline geführt haben. Den Wert des Eisbären für das Ökosystem und den lokalen Tourismus erkennend werden hier Eisbärsichtungen dokumentiert und nach Möglichkeit all zu forsche Eisbären eingefangen.
IUCN: VU Vulnerable (gefährdet)