Der Blick.
Die Fotografie.
Die Bearbeitung.

In Kürze:
Die Emotion in einem Foto steht für mich höher als die Fototechnik. Ob ich den Auslöser drücke oder nicht, hat mit Emotion zu tun. Aber wenn ich ihn drücke, soll die Technik gerne möglichst perfekt "stimmen".
Obwohl ich technikbegeistert sein kann, fotografiere ich entschleunigt und stelle meist alles manuell ein: Blende, Belichtungszeit, ISO sowie oft auch den Fokus. Mit "technikbegeistert" meine ich: Es interessiert mich, wie ich die beste Bildqualität in das Foto bekommen kann. Beim Fotografieren läuft Technik aber intuitiv ab, im Hintergrund, so dass ich voll beim Gesehenen sein und ansonsten abschalten kann.
Bei der Bildbearbeitung schließlich wirken Technik und Emotion zusammen, wobei ich die Bildbearbeitung nicht als Verfälschung sehe, sondern hier kann ich dem Bild das zurückgeben, was ich wirklich gesehen habe; die Eindrücke in das Bild bringen, die ich beim Fotografieren aufgenommen habe. Darum liebe ich nicht nur das Aufnehmen (von Bildern samt Eindrücken!), sondern auch die Bildbearbeitung mit Adobe Lightroom. Das ist für mich der Dreiklang der Fotografie: wahrnehmen, aufnehmen, bearbeiten. Oder: sehen, einfangen, wiedergeben.
Ausführlicher:
Der Blick für das, was man fotografieren möchte, ist die Essenz. Die Technik ist zweitrangig. Für eine hohe Qualität von Fotos, die auf größeren Formaten druckfähig sein sollen, spielt die Technik jedoch ebenfalls eine entscheidende Rolle. Hierbei geht es einerseits um das, was die Kamera und das Objektiv im Zusammenspiel können, andererseits geht es darum, wie ich Kamera und Objektiv für ein bestimmtes Foto einstelle.
Auf dieser Basis spielt auch die Bearbeitung eine wichtige Rolle. Dabei ist einiges möglich. Zunächst einmal geht es darum, dem Bild das zurückzugeben, was es abbildet. Es geht also erst einmal darum, das zu betonen, was wirklich da war. Denn das menschliche Auge kann viel mehr sehen als das, was auf dem Foto zu sehen ist, so wie es aus der Kamera kommt. Ein typisches Beispiel: Bei einem Sonnenuntergang sieht das Auge die Landschaft, die Sonne und den Himmel. Das Bild jedoch, so wie es aus der Kamera kommt, stellt die Landschaft unter der Sonne sehr viel dunkler dar als die Situation, die das menschliche Auge erfasst hat. Außerdem ist die Sonne auf dem Bild zunächst meist heller als das Orange, das das Auge gesehen hat und wodurch Emotionen geweckt wurden. Durch eine professionelle Bearbeitung holt man das aus dem Bild heraus, was wirklich da war.
Zudem sind bei manchen Fotos perspektivische Korrekturen sinnvoll und werden per Hand angewendet, z.B. um Verzerrungen in den Randbereichen "zurückzusetzen", die das Auge so nicht wahrgenommen hat.
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Doch die Möglichkeiten der Bearbeitung reichen noch viel weiter: Das künstlerische Element kommt hinzu. Bei der Bearbeitung kann man dem Bild eine bestimmte Note, einen bestimmten Look verpassen. Das ist ein weites Feld. Ein Funke springt immer dann über, wenn das Bild sowohl dem Künstler als auch dem Betrachter gefällt.
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Ich arbeite ohne vorgefertigte Filtermechanismen. Jede Veränderung und Betonung kommt, im wahrsten Wortsinne, aus der Hand. Jedes Foto ist vom Beginn bis zur Vollendung "hand made".
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Das ist aber noch nicht alles. Je nach aufgenommenem Motiv kann die Vorbereitung für den Druck viel Arbeit bereiten. Hierzu ein Beispiel: Einzelne Vögel, die sehr weit entfernt unterwegs sind, sehen auf einem gedruckten Foto wie Flecken aus. Es macht keinen Sinn, diese schwarzen Punkte im Bild zu behalten. Sie werden wegretuschiert, auch hier von Hand, jeder Punkt einzeln, mit der zutreffenden Größe und den optimalen Einstellungen des Werkzeuges. Jedes Foto wird, bevor es in den Online-Shop geht, herangezoomt, Stück für Stück durchgesehen und bei Bedarf nachbearbeitet. Das ist das Finish für den Druck.
Warum das Ganze?
Weil es Spaß macht, weil es eine Leidenschaft ist, weil man Emotionen weitergeben und den Blick für das Schöne teilen kann. Ich selbst liebe es besonders, das Schöne im ansonsten eher Gewöhnlichen zu zeigen. Es ist schon ein kleines Wunder, wenn man etwas, das man sonst als langweilig ansieht, mit einem "verzauberten" Blick sehen und im Bild einfangen kann. Es muss nicht das Spektakuläre, es muss nicht das typische "Postkarten-Motiv" sein, das ich in den Blick nehme. Stattdessen fasziniert mich besonders "der andere Blick" auf das Alltägliche.
Ich liebe es, gleichzeitig mit der emotionalen und der technischen Seite zu tun zu haben, dieses kreative Wechselspiel zwischen Nicht-Denken beim Fotografieren und dem analytischen Eintauchen in technische Raffinessen und digitale Werkzeuge, die wiederum stets neue Kombinationsmöglichkeiten bieten. Hier kommen Kreativität und Logik zusammen und erschaffen die Komposition eines Fotos.
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Über allem, "on top": Wenn ich selbst ein Foto schön finde und es gleichzeitig bei einer anderen Person ein Lächeln ins Gesicht zaubert: das ist für mich die schönste Seite der Fotografie.
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Herzlichst,
Jan Peter Ehlers