Mein Krebs - mein neues Leben
Manchmal geht es sehr schnell und plötzlich ist das ganze Leben anders.
Die Vorgeschichte
Es beginnt mit Reizhusten und einer dauernden Heiserkeit. Man lutscht Bonbons und versucht sich durch alle gängigen Hausmittelchen, doch es tritt einfach keine Besserung ein. Im Gegenteil, jetzt kommen echte Schmerzen hinzu und man geht endlich zum Arzt. Der Doc spricht von Entzündung und verschreibt entsprechende Arznei und Schmerzmittel. Während die Arznei nicht zu helfen scheint, steigt die Menge der Schmerzmittel kontinuierlich an und man nähert sich recht schnell der Tageshöchstdosis während man eine Überweisung zum HNO-Arzt bekommt und tatsächlich, Monate später, auch einen Termin.
Ein "glückliches" Zwischenspiel
Nun geht es zum Facharzt und der schaut nach. Upps, da ist doch was und das müssen wir uns mal genauer ansehen! Also rein ins Krankenhaus und eine Mikrolaryngoskopie (Kehlkopfspiegelung) gemacht. Es wurden nicht nur die Zähne verbogen und der Nacken verrenkt, nein, es wurden Proben entnommen und ein Karzinom entfernt. Da die Stimmbänder nur durch Glück diesen Eingriff überlebt haben, geht es jetzt zur Logopädie und man lernt wieder richtig und Stimmbänder schonend zu sprechen und zu Singen. Der Befund zu den Proben war dann auch negativ - also für mich positiv, da nichts Bösartiges gefunden wurde. Freudensprung - es ist kein Krebs gewesen und es ist weg - JA!!
Die Enttäuschung
Die Logopädie hilft auch, aber die Schmerzen bleiben komischerweise. Also weiter zum HNO-Onkel und der sagt nur: "Alles gut, nur ein wenig entzündet." Weiterhin gibt es Tabletten und mit Hilfe des Hausarztes ist man jetzt bei 5.000 mg Schmerzmittelchen (3.200 Ibu u. 1.800 irgendwas anderes) als Tagesdosis angekommen. Der HNO-Arzt findet währenddessen immer noch nur eine leichte Entzündung. Im Januar 2018 war es dann soweit, dass ich, mittlerweile ziemlich angesäuert, auf eine erneute Laryngoskopie bestanden habe. Und siehe da, jetzt war da plötzlich etwas, was sehr schnell der näheren Klärung bedurfte. Also kam ich ins Klinikum und zum zweiten Mal im Januar zu dem Vergnügen einer Kehlkopfspiegelung.
Das Ergebnis
Nun kurz gemacht: Am 07.02.2018 wurde mir das Rauchen, das Schnarchen und die immer wieder auftretende Apnoe abgewöhnt. Seitdem habe ein Loch (Tracheostoma) im Hals, das mir das Atmen ermöglicht und keinen Kehlkopf mehr. Seit der Entdeckung und Entfernung eines "gutartigen" Karzinoms, bis zur Entdeckung des bösartigen Krebses waren gerade mal 6 Monate vergangen. Von der Bestätigung des Krebs bis zur Laryngektomie gerade mal eine Woche!
Das Leben danach - jetzt erst recht!
Aber ich lebe weiter und kämpfe nun gegen die kleinen und größeren Widrigkeiten, die diese Erkrankung mit sich bringt. Dieser Kampf wird von vielen netten und kompetenten Menschen und Organisationen unterstützt, was einem viel Kraft gibt und gut konditioniert. Das ist auch der Grund warum ich ebenfalls etwas tun und etwas zurückgeben möchte. Deshalb habe ich unter anderem hier diese Spendenaktion ins Leben gerufen. Ich möchte aber auch aktiv andere Betroffene und Angehörige unterstützen und ihnen Hilfestellungen geben, was ich zum Beispiel mit der von mir gegründeten Gruppe bei Facebook mache.
OHNE KEHLKOPF - VOLLER LEBEN - hier findet man Hilfe durch Austausch von Erfahrungen, durch nette Gespräche und einige praktische Tipps und Helferlein. Eine Besonderheit ist, dass es sich hier um eine offene Gruppe handelt und man sich informieren kann, ohne gleich Mitglied werden zu müssen.
Außerdem bin ich Mitglied in einer weiteren Gruppe bei Facebook Diagnose Kopf-Hals Tumor / Rachen ,Mund und Kehlkopfkrebs ) und im Bundesverband der Kehlkopfoperierten e.V. (der auch bei Facebook zu finden ist).
Natürlich könnte ich jetzt mein persönliches Schicksal ausweiden und allen im Detail erzählen, was jetzt nach der Diagnose und der Operation alles Mist ist und nicht vernünftig läuft. Genau das will ich aber nicht! Klar gibt es Höhen und Tiefen, aber in der Summe geht es mir gut, so gut wie es den Umständen entsprechend eben gehen kann. Na logisch stören die Fremdkörper im Hals und Rachen, aber sie lassen mich sprechen und atmen. Das was wirklich zählt ist, dass ich noch lebe! Keine Ahnung was die Zukunft bringt, aber jetzt lebe ich und das gilt es zu genießen! Darum ist das mein neues Motto:
VOLLER LEBEN!!!
Eigentlich wollte ich hier noch viel weiter ausholen und soviel über die Krankheit und die Probleme der Menschen ohne Kehlkopf schreiben, aber das würde den Rahmen sprengen. Außerdem habe ich schon mal was dazu geschrieben: Es gibt einen Post von mir, der öffentlich erreichbar ist. Diese "AUFKLÄRUNGSARBEIT" habe ich 5 Wochen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus geschrieben und sie sagt einiges aus.
Wer jetzt noch weiter lesen will, den erwarten ein paar kommentierte Bilder und wer dann immer noch nicht genug gesehen hat, der kann mich nach dem Zugang zur der Galerie "Mein Krebs" fragen. Da sind Bilder enthalten, die ungeschminkte Einblicke zeigen und deshalb nicht für jeden Menschen geeignet sind. Wer also etwas empfindlich ist, der sollte es lassen. Wer aber jene Bilder sehen möchten, benutzt bitte das Kontaktformular und schreibt in die Betreff-Zeile: Zugang zu Mein Krebs. Die Antwort kann aber unter Umständen etwas dauern, da es immer zu ungewollten Abwesenheiten und Krankenhaus-Besuchen kommen kann - Ich bitte um Verständnis!
Auf geht es - so laufe ich für gewöhnlich heute rum:



Das ist das Shuntventil oder Stimmprothese (der lange weiße Stiel wird nach dem Einsetzen abgeknipst):

Die Trachealkanüle und die "Nasen" (Filter):

Und nun noch Bilder nach der Operation, in chronologischer Reihenfolge:






Das war es an dieser Stelle! Eines muss ich aber sagen - heute sehe ich noch besser aus ;)
Wichtige Anmerkung:
Dass ich so unrasiert bin liegt daran, das rasieren gerade nach der OP und auch heute noch, nicht zu den angenehmsten Berührungen der Gesichtshaut gehört. Die Schwellungen, die teilweise Gefühllosigkeit und das Aufpassen (es dürfen ja keine Haare in die Öffnung gelangen) machen das Rasieren im Hals- und Kopfbereich zu einem notwendigen Übel.
UPDATE - 15.04.2021
So sehe ich heute aus:
